Auf meinen Touren im Saarbrücker Naherholungsgebiet Almet bin ich schon oft an Saar Alpaka vorbei geradelt. Da ich als Bloggerin professionell neugierig sein darf, habe ich nachgefragt, ob ich bei der jährlichen Schur dabei sein darf, um ein paar Fotos zu machen.
Christiane Groß und Rainer Frenkel betreiben Saar Alpaka seit 2009. Angeschlossen ist ein kleiner aber feiner Hofladen, in dem man viele Produkte, vom Garn bis zum Pullover, aus Alpakawolle kaufen kann.
Im Mai war es dann so weit. 47 Alpakas wurden in zwei Tagen geschoren. Zugegeben, das Scheren ist nicht für alle Tiere völlig stressfrei, aber es ist unbedingt notwendig. Das Fell ist extrem warm. Dafür sind die Inkas verantwortlich, diese züchteten das Alpaka schon vor Jahrtausenden wegen ihres weichen, warmen Fells.
Die meisten Tiere, wie hier die Stute Tinkerbell, haben die Schur gelassen ertragen.
Für Thor ein wichtiger Tag: Die erste Schur und danach Abschied nehmen von der Mutter und der Stutenweide. Ab sofort behauptet der kleine Hengst sich auf der Männerwiese.
Dieses Jahr war es im Mai bereits recht heiß und die Tiere schienen sehr glücklich, das warme Fell endlich los zu sein. Mit der neuen Frisur war erst einmal entspanntes Grasen auf der sonnigen Weide angesagt.
Während die geschorenen Alpakas relaxen, geht für Christiane und Rainer geht die Arbeit mit den Vliesen weiter, denn diese werden nun weiter gereinigt. Grashalme und gröbere Unreinheiten, die nicht schon vor dem Scheren herausgepustet wurden, werden beseitigt.
Die Proben der Alpakafasern werden vorher in ein Labor geschickt, um die Mikronzahl und den Komfortfaktor zu bestimmen. Anschließend überlegt Christiane, welche Vliese zusammen versponnen werden. Bei der Entscheidung spielen sowohl Farbe als auch die Feinheit des Vlieses eine Rolle. Manchmal sind es drei oder vier Vliese, die zusammenpassen, manchmal wird auch nur das Vlies eines einzelnen Tieres weiterverarbeitet.
Das Vlies wird in eine Wollmühle in Süddeutschland geschickt, die auch kleinere Mengen annimmt. Dort wird das Vlies gewaschen, kardiert und zu Garn gesponnen.
Zurück kommt es naturbelassen (ohne Superwash-Ausrüstung und ungefärbt) auf großen Konen, gesponnen in einer DK-Stärke und in den Qualitäten Royal-Alpaka (Mikronzahl unter 19) und Baby-Alpaka (unter 23 Mikron). Christiane wickelt diese auf 50 gr Knäuel. Auf der Banderole stehen die Namen der Lieferanten: Angelo, Inti, Casanova, Leo, Rosi, Estella … eine besonders schöne Idee von Saar Alpaka, so weiß man ganz genau, welches Tier, das gerade draußen auf der Wiese grast, für das wunderbare Garn verantwortlich ist. Und vielleicht kann man sich mit einem Leckerli bei ihm für das tolle Garn bedanken. 😉
Die 47 Saar-Alpakas haben 2017 eine Ernte von rund 55 kg Vlies erster Qualität geliefert. Spitzenreiter war in diesem der Hengst Leo, der 1,8 kg Vlies erster Qualität lieferte.
Der weiße Alpaka-Hengst Angelo landete in Sachen Vlies auf Platz 2 mit immerhin 1,2 kg Vlies in erster Qualität.
Hier im Bild ist Angelos Vlies zu sehen, besonders deutlich der sogenannte Crimp, die Kräuselung der Faser, die von einer besonders hohen Qualität zeugt.
Nicht das komplette Vlies wird von der Wollmühle versponnen. Christiane und Rainer haben jedes Jahr Nachfragen von Handspinnern. Diese reservieren die Vliese bestimmter Tiere bereits im Voraus. Wer im Oktober Garn von Hengst Casanova haben will, muss sich beeilen. Er ist das einzige graue Tier auf der Farm und sein Vlies erfreut sich großer Nachfrage. Ein großer Teil seines Garns ist bereits reserviert.
TATAMIAS Umstyling
Tatamia vor dem Umstyling mit Retro-Pilzkopf.
Nach dem Umstyling: Tatamia mit Short-Pony für einen freshen Sommerlook.
Nachhaltigkeit im SAAR-Alpaka Hofladen
Christiane lässt auch eine Sockenwolle spinnen. Diese hat einen Anteil von 20 % Bambusfaser mehr Widerstandsfähigkeit. Bambus statt Nylon und ohne Super-Wash-Ausrüstung, eine nachhaltige Entscheidung. Ich darf mir zwei Knäuel mitnehmen und entwerfe im Geiste bereits ein Muster für ein rustikales Paar Socken, das ich demnächst mit Sicherheit anschlage.
Saar Alpaka verarbeitet nicht nur die 1. Qualität. Aus der 2. Qualität werden warme Sitzauflagen gewebt. Außerdem verwendet man das Vlies für eine warme Füllung für Steppdecken. Und es wird darauf Seife hergestellt. Das Ziel des Saar-Alpaka-Teams ist es, das komplette Vlies zu verwerten.
Christiane und Rainer haben oft Schulklassen auf dem Hof. Die beiden erklären den Kindern jeden Schritt vom Alpaka zum Pulli. „Damit die Kids mal verstehen, was hinter ihrem Kleidungsstück steckt“, meint Christiane. Dass es eigentlich nicht möglich ist, einen gestrickten Alpakapulli für 19,90 Euro bei Primark oder H&M zu kaufen. Sondern, dass eigentlich ein längerer, langsamer, aber schöner Prozess dahintersteckt.
Wer Interesse an der Wolle von Angelo, Estella, Casanova, Leo und den andern Saar-Alpakas hat, kann Christiane und Rainer über deren Webseite Saar-Alpaka kontaktieren. Wer in der Gegend ist, einfach im Hofladen vorbeischauen. Empfehle ich dringend.
[Anfang Juli war ich erneut bei Christiane und Rainer, um noch eben schnell ein paar Fotos zu machen und ein paar Fragen zu stellen, die die Grundlage für diesen Beitrag sind. Tja, schnell geht hier gar nichts, denn die Ruhe der Alpakas und Lamas auf der Weide übertragen sich sofort auf mein Gemüt. Ich merke, wie ich völlig nebenbei einen Gang runterschalte. Dazu muss ich normalerweise eine Stunde Yoga machen. Nachdem Christiane meine Fragen beantwortet hat, bot sie mir an, mich doch mit dem Liegestuhl auf die Wiese zu setzen. Mit Leckerlis für die Tiere und um vielleicht ein paar Fotos zu machen. Vier Stunden später war ich immer noch da. Einmal hier will man nicht mehr weg. Jedenfalls nicht an einem warmen Julisonntag. „Passiert öfter“, meint Rainer trocken. Denk ich mir: Ein Tag am Strand ist nichts dagegen. Wer hier in der Gegend ist und einmal die therapeutisch, entspannende Wirkung der Alpakas und Lamas ausprobieren möchte, dem sei eine Wanderung mit diesen empfohlen.]
Bei meine zweiten Besuch gabe es Alpaka Nachwuchs. Teresita 3 Tage alt.
Und Athos, eines der 3 neugeborenen Musketiere bei Saar Alpaka.
Kuschel-Alpakas zum Mitnehmen.
Ach ja, Lamas gibt es hier auch – und die sind besonders neugierig. Melody (rechts) steht auf Selfies.
Quellen und weiterführende Links:
Website von Saar Alpaka
Facebookseite von Saar Alpaka